Er macht Mode aus dem, was andere wegwerfen

    Die Ausstellung «Das zweite Leben der Dinge» thematisiert auch, wie unsere Wegwerfgesellschaft mit Textilien umgeht. Der Walliser Kévin Germanier ist Modedesigner mit Weltruhm und beweist trotzdem Umweltbewusstsein. Er macht aus Kunststoff – Kunst-Stoff. Und präsentiert eines seiner Werke im Museum in Schwyz.

    (Bild: zVg) Handtasche von Kévin Germanier, zu sehen in der Ausstellung «Das zweite Leben der Dinge»: Gefertigt aus Stoffresten früherer Kollektionen.

    Im Durchschnitt kaufen Herr und Frau Schweizer jedes Jahr 60 neue Kleidungsstücke – und das, obwohl daheim im Schrank bereits 120 Stücke sind. Wir leisten uns heute fünfmal mehr Kleider als noch 1970. Es existiert ein Überangebot an Modetextilien, die oft schon nach kurzer Tragezeit in der Altkleidersammlung landen. Für unsere Vorfahren war Kleidung eine teure Anschaffung. Darum nutzte und flickte man sie, bis sie auseinanderfiel. Ja, selbst Lumpen wurden nicht weggeworfen.

    Einer, der Haut-Couture mit der Umwelt in Einklang zu bringen versucht, ist der Walliser Modeschöpfer Kévin Germanier. Der 33-Jährige hatte seinen Durchbruch vor drei Jahren an der Pariser Fashionweek. 2024 durfte er die Kostüme für die Schlusszeremonie der Olympischen Spiele anfertigen. Und aktuell kleidet er die Tänzerinnen und Tänzer des Rahmenprogramms am Eurovision Song Contest in Basel ein.

    Germaniers glamouröse Looks sind bunt, schillernd und obendrein ressourcenschonend. Er arbeitet mit Stoffen, Perlen und Pailletten, die wegen Überschuss oder Unvollkommenheit weggeworfen würden. Und viele seiner Textilien besorgt er sich gleich selbst in Second-Hand-Läden – in einem Brocki in Brooklyn/New York genauso wie im Caritasladen im Wallis.

    Weltstars wie Lady Gaga, Rihanna oder Beyoncé schwören auf seine Mode. Und auch im Forum Schweizer Geschichte in Schwyz ist eines seiner Werke zu sehen: eine aus Stoffresten und alten Duschringen designte Handtasche, die in der Netflix-Serie «Emily in Paris» ihren Auftritt hat.

    pd

    Mehr über Kévin Germanier unter kevingermanier.com

    Vorheriger ArtikelIllegal? Egal! Hausbesetzung als Programm: Wenn Politik Kriminalität schützt
    Nächster ArtikelBergpanorama auf Messers Schneide