Mit spitzer Feder …
Wie heisst es so schön: «Nichts ist so beständig wie der Wandel». Veränderungen bestimmen unser Leben. Ich spüre das umso mehr, seit ich nicht mehr ganz jung bin, und meine Ursprungsfamilie sich verändert hat. Meine Mutter ist gestorben und mein Vater ins Altersheim gezügelt. Es ist eine ganz spezielle Phase im Leben eines jedes Menschen. Die Eltern verabschieden sich (langsam) von dieser Welt. Die Kind-Eltern-Beziehung wandelt sich. Die Eltern werden schwächer und vulnerabel und als Kind schlüpft man unweigerlich in die früheren Rolle der Eltern. Es ist oftmals ein schleichender Prozess, der sich immer mehr entwickelt und beschleunigt. Ich erlebe dies sehr intensiv. Es fordert mich heraus, beschäftigt mich immer wieder, bringt mich zum Nachdenken über mich und das Leben. Dieser Prozess hat mir schon einige schlaflose Nächte bereitet und tangiert unweigerlich meine Selbstfindung. Wie ein Dominoeffekt löst das Altwerden der Eltern viel in mir selbst aus. Ich erfinde mich auf eine Art immer wieder neu, wachse über meine Grenzen hinaus, staune, weine, lache und erfahre wie stark ich eigentlich bin. Diese Lebensphase ist geprägt mit Veränderungen, die Schlag auf Schlag erfolgen.
Schlafen – aufstehen – zur Arbeit gehen– nach Hause gehen – essen, eventuell noch zum Sport. Und dann wieder von vorne: Wir kennen es alle – der Ablauf eines Menschen ist, bis auf wenige Ausnahmen, immer gleich. Und das ist auch gut so. Ohne Gewohnheiten wäre unser Gehirn mit der grossen, reizüberfluteten Welt überfordert. Aber tut es einem nicht auch mal gut, aus diesen Gewohnheiten auszubrechen? «Ich persönlich liebe Veränderungen in meinem Leben. Als Kind schon habe ich einmal im Monat mein Zimmer ausgemistet und umgestellt. Für mich war es eine Befreiung – ein Neuanfang, etwas Ordnung in meinem Leben.» Auch jetzt noch, stelle ich meine Wohnung ab und zu um, dekoriere dort und da neu, und Accessoires bekommen einen neuen Platz. Dies ganz nach dem Motto «Auch kleine Veränderungen können grosse Wunder bewirken.» Um auf die anfängliche Frage zurückzukommen: Gewohnheiten sind wichtig, ja. Grosse Veränderungen erfordern den Mut, etwas zu wagen und vielleicht am Ende auch zu stolpern, aber man wächst an ihnen. Kleine Veränderungen gehen leichter von der Hand und helfen einem, die innere und äussere Ordnung zu finden.
Ich wage immer wieder den Sprung ins kalte Wasser der Veränderung. Doch dazu gehören auch Hürden. Eine Hürde, ist sicherlich die Angst, die mit einem solchen Veränderungsprozess einhergeht. Egal, um was es sich handelt, man malt sich im Vorfeld gerne einige Katastrophenszenarien aus – Dinge, die in fast 95 Prozent der Fälle eh nicht eintreten. Doch die Angst kann einen abhalten, überhaupt etwas anzufangen – sie lähmt einem. Ich bin Spezialistin für sogenannte «Worst Case Szenarien», die niemals eintreffen werden. Lange Zeit hat mich dies viel wertvolle Lebensenergie gekostet und ich machte mir oftmals Sorgen auf Vorrat. Diese Tendenz habe ich manchmal heute noch. Doch ich habe dazugelernt. Ich habe mir diverse Skills angeeignet und ich realisierte, dass meine Angst wenig rational war und sie verlor immer mehr an Bedeutung. Zudem habe ich begonnen, zu vertrauen – mir selbst, meinem Bauchgefühl und natürlich den göttlichen Mächten. Das hilft enorm. Statt die Veränderung abzuwehren, mich mit ihr auf Kriegsfuss zu stellen und Mauern zu bauen, lernte ich die Veränderung willkommen zu heissen, sie zu umarmen und sie zum Wind unter meinen Flügeln zu machen.
Neben den eigenen Ängsten, kann es auch sein, dass das Umfeld nicht wie erwartet reagiert. Es kann sogar sein, dass die Mitmenschen einem widersprechen, kritisieren und verunsichern. Dies sind allerdings nur Begrenzungen anderer Menschen, die sich auf einem selbst übertragen. Denn was ich fähig bin zu leisten, weiss nur ich alleine. Und deshalb sollte man einerseits einiges an Vertrauen und Glauben in die eigene Idee und Fähigkeiten mitbringen und andererseits auch in Erwägung ziehen, seinen Personenkreis zu verändern. Veränderungen gehören zum Leben, sie lassen sich nicht aufhalten. Lassen wir uns darauf ein und sehen wir sie als Chance und Privileg, (noch) stärker zu werden und zu wachsen.
Herzlichst,
Ihre Corinne Remund
Verlagsredaktorin