Zufall – ein Wink Gottes?

     


    Mit spitzer Feder …


    (Bild: zVg)

    Glauben Sie an den Zufall? Ich habe mir diese Frage schon oft gestellt und beschäftige mich immer wieder mit dem Unabwägbaren. Von Zufall spricht man, wenn für ein einzelnes Ereignis oder das Zusammentreffen mehrerer Ereignisse keine kausale Erklärung gefunden werden kann. Wenn wir im Alltag vom Zufall sprechen, so offenbaren wir damit tatsächlich oft unsere eigene Unkenntnis. «So ein Zufall Dich hier zu treffen», rufen wir jemandem Bekannten in der Fussgängerzone zu. Das ist ein nicht-objektiver Zufall. Zunächst haben wir tatsächlich ein seltenes Ereignis, denn in den meisten sonstigen Fällen treffen wir diese Person vermutlich nicht in der Fussgängerzone. Gleichzeitig aber ignorieren wir die Wirkketten. Fragen wir uns selbst, warum wir gerade jetzt, zu dieser Zeit an diesem Ort sind, so finden wir eine plausible Erklärung. Beispielsweise ein Termin, zu dem wir unterwegs sind, und der schon seit Tagen so geplant ist. Unser Gegenüber kann vermutlich eine ähnliche Wirkkette berichten. Ein uns übergeordneter Beobachter würde also sagen: «Das habe ich seit Tagen kommen sehen.» Fazit: Jede Ursache hat ihre Wirkung. Jede Wirkung hat ihre Ursache. Alles geschieht gesetzmässig. Ursache und Wirkung können zeitlich weit auseinanderliegen – daher ist uns die Ursache vieler Erscheinungen nicht klar. Dann meinen wir, es sei ein «Zufall». Oder wie es der weltbekannte Physiker Albert Einstein ausdrückte: «Das, wobei unsere Berechnungen versagen, nennen wir Zufall.»

    Doch der Zufall macht vielen Menschen Angst – weil es nach unkontrollierbarem Chaos tönt. Denn wir brauchen Routinen, so sind wir gebaut. Unser Gehirn funktioniert als Filter, der die unerschöpfliche Mannigfaltigkeit des Seins in handhabbare Häppchen unterteilt, und mit Klischees und Schablonen die allzu wilde Welt bewohnbar macht. Andererseits fangen wir an zu verkümmern, wenn Routinen unser einziger Kontakt zum Leben werden. Öffnet man dem «Zufall» die Tür, dann können aus Freundschaft, aus Liebe oder aus purer Wut weltbewegende Dinge geschehen. In diese Richtung gehen auch die Ergebnisse von Christian Busch, Professor in Los Angeles, der den Zufall genauer unter die Lupe nimmt und herausfindet, wie man im Leben für mehr günstige Fügungen sorgten kann. Dabei hat er ein Muster festgestellt: Erfolgreiche Menschen haben eine gewisse Offenheit für «Zufälle» und nutzen sie konsequent. Der Punkt ist, was man aus den Unwägbarkeiten macht, die das Leben so mit sich bringen.

    Napoleon Bonaparte meinte: «Der Zufall ist der einzig legitime Herrscher des Universums.» Ich sehe es eher wie Albert Schweitzer: «Der Zufall ist das Pseudonym, das der liebe Gott wählt, wenn er inkognito bleiben will.» Für mich sind die göttlichen Mächte mein Kompass und sie führen und unterstützen mich, und deshalb gibt es für mich keinen «Zufall». Denn über den Zufall nachdenken bedeutet letztendlich, nicht nur lebensnahe, sondern zutiefst philosophische Fragen zu berühren. Das, was wir denken (Ursache), manifestiert sich in unserer Realität und tritt in Erscheinung (Wirkung). Gedanken sind wie Magnete, die entsprechende Auswirkungen anziehen. Dieses Prinzip wurde übrigens schon in den geistigen Schriften aller Religionen beschrieben. Und auch der Volksmund kennt es: «Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück!» Jeder bekommt zurück, was er an Gedanken, Gefühlen und Taten ausgesandt hat. Dies geschieht nicht zufällig.

    Unsere Gedanken und Gefühle der Freude und Fülle erzeugen genau dies: Freude und Fülle. Und unsere Gedanken des Mangels erzeugen Mangel in unserem Leben. Die Erscheinungen in unserem Umfeld, die daraus resultieren, sind deshalb KEINE Zufälle! Mittels unseres freien Willens entscheiden wir, welche Ursachen wir setzen wollen, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Bewusstseinsentwicklung und geistiges Wachstum sind nur möglich, wenn wir verstehen, welche Auswirkungen unser Denken und Handeln hat. Wir erschaffen unsere Realität bereits die ganze Zeit nach diesem Prinzip – die Auswirkungen sind uns nur (noch) nicht voll bewusst. Das nächste Mal, wenn wir etwas für «Zufall» halten, oder wenn wir hören, wie jemand anderes etwas «Zufall» nennt, halten wir inne. Und denken darüber nach, welche Ursache hinter diesen «Zufall», der keiner ist, stecken könnte. Dies kann zu einer enormen Erweiterung unserer Sichtweise und einem neuen Verständnis der Welt und ihrer Zusammenhänge führen. Probieren Sie es aus!

    Herzlichst,
    Ihre Corinne Remund
    Verlagsredaktorin

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